© DAV Aichach

Über die Zugspitze – durchs Höllental und den Stopselzieher

09.08.2020

Tourleitung und Bericht: Fabian Altmann

Eine heiße Tour auf Deutschlands höchsten Gipfel. Die Zugspitze ist mit einer Höhe von 2.962 Metern der höchste Berg Deutschlands, und auf seinen Gipfel führen nicht nur zahlreiche Bahnen, sondern auch unterschiedliche Wege in allen Schwierigkeitsgraden. Wir, sechs Männer und eine starke Frau entschieden uns für einen der anspruchsvolleren Wege um komplett aus eigener Kraft den höchsten Punkt unseres Landes zu erreichen. Genauer gesagt warten 2200 Höhenmeter abwechslungsreiches Gelände darauf erkundet zu werden.

Es ist früh am Morgen, und die Sonne scheint bereits so stark, dass wir uns auf die Abkühlung in der Höllentalklamm freuen. Rechts und links der Klamm stürzen sich Wasserfälle in die Tiefe und die engen Gänge durch den Fels sind stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Das laute Rauschen des Wassers hingegen überdauerte die Zeit der Erbauer und hämmert wie mit einem Presslufthammer viele verschiedene Formen und Skulpturen in den Fels hinein. Die neue Höllentalangerhütte hingen ist ziemlich modern ausgestattet und bietet Platz für viele Gäste. Wir lassen unser Gepäck an der Hütte zurück und machen uns nach einer kurzen Kaffeepause in Richtung südliche Riffelspitze (2.263 m) auf. Diese stellt unser Tagesziel dar. Es ist der heißeste Tag seit Jahresbeginn und wir können keinen Schatten finden. Über steiles Schrofengelände steigen wir zum Riffeljoch auf. Von dort bietet sich uns ein wunderschöner Blick zum Eibsee und das gesamte Höllental. Auf den letzten Metern zum Gipfel legen wir noch etwas Hand an den Fels, bevor wir den obligatorischen Gipfelschnaps und die Aussicht genießen können. Bis zum Abendessen haben wir noch ziemlich viel Zeit und so machen wir auf dem Rückweg einen kleinen Abstecher zu einem großen Wasserfall. Die kurze Abkühlung ist ziemlich erfrischend und kommt uns gerade recht. Den Abend lassen wir auf der Terrasse der Höllentalangerhütte ausklingen, bevor wir uns in unser Lager zurückziehen.

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker schon kurz vor 5 Uhr. Wir strecken uns und stehen mir voller Vorfreude auf einen schönen Tag auf. Das Bergsteigerfrühstück, welches in der Halbpension inbegriffen ist, fällt etwas geringer aus als erwartet. Es gibt für jeden nur zwei Scheiben Brot und ein Heißgetränk. Doch dies kann unserer Laune nichts anhaben. Wir verlassen die Hütte, den Blick gen Gipfel gerichtet, erstrahlt dieser doch ganz warm im Licht der ersten Sonnenstrahlen. Den ersten Teil des Weges hinter uns erreichen wir den Klettersteig welcher uns über das „Brett“ führen sollte. Helm, Gurt und Klettersteigset sind schnell angelegt und das Wasserrauschen, Vogelgezwitscher und das Klicken der Karabiner klingen in unseren Ohren, als würden sie aus der Feder eines Komponisten stammen. Das Brett muss nun überquert werden, denn unter uns geht es einige Meter fast senkrecht in die Tiefe.

Danach erreichen wir über Geröll den Gletscher, welcher ein stummer Zeuge des Klimawandels ist. Er liegt im Sterben, retten können wir ihn nicht mehr. Mit Steigeisen unter den Füßen geht es über den teils aperen Gletscher hinauf zum Einstieg in den letzten Teil des Klettersteiges. Die Randkluft ist beeindruckend aber die letzte und ziemlich dünne Schneebrücke führt uns direkt an den Fels. Der Einstieg in den Klettersteig selbst stellt die Schlüsselstelle dieser Tour da. Der Fels ist vom Gletscher glattgeschliffen und es sind nur wenige Griffe und Tritte vorhanden. Alle Teilnehmer meistern aber auch diese Schwierigkeit mit Bravour. Wir kommen ziemlich zügig voran und von hier hat man einen tollen Blick auf den Gletscher und seine Spalten, welchen wir überquert haben. Das goldene Gipfelkreuz vor Augen, steigen wir nun in nicht mehr so schnellem Tempo in Richtung Gipfel auf. Die letzten Meter zum Gipfelkreuz staut es sich noch einmal bevor wir unser Ziel erreicht haben. Glücklich und zufrieden machen wir eine kurze Rast, bevor wir erneut den Helm anlegen müssen.

Wer zeiht den Stopsel? Wir begeben uns in Richtung Wiener Neustädter Hütte, welche wir über den sog. „Stopselzieher“ erreichen. Nach der Hütte geht es auf alpinem Wanderweg, Geröll, Latschen und Wald zum Eibsee hinunter. Die Autos stehen aber in Hammersbach, und so laufen zwei aus der Gruppe die weiteren fast 6 Kilometer zurück und holen dort die Autos.

Eine gelungene Tour auf den höchsten Berg Deutschlands neigt sich dem Ende, und alle Teilnehmer sind zufrieden und glücklich. Wir können stolz sein die Zugspitze komplett aus eigener Kraft bestiegen zu haben.